zurück

Selbstreflexion

Selbstreflexion

Unter Selbstreflexion versteht man kritisches Nachdenken über sich selbst und die eigene Persönlichkeit. Sie kann sich auf verschiedene innere Prozesse beziehen, wie die eigenen Gedanken, Gefühle und Wertvorstellungen, aber auch auf die eigenen Ziele, Handlungen und Erfahrungen.

Inhaltsübersicht

Selbstreflexion ist ein hilfreiches Werkzeug für persönliches und berufliches Wachstum und eine bewusste Entscheidungsfindung.

Einzelne Ansätze und Techniken können individuell gewählt werden, um eine Selbstreflexion im langfristigen Denken zu etablieren oder um konkrete Lösungen für aktuelle Situationen zu finden.


  1. Selbstreflexion ist der Versuch, sich selbst wie von außen und möglichst objektiv zu betrachten. Das Ziel kann es sein, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, Verhaltensmuster zu analysieren und die eigenen Motivationen und Zielsetzungen zu überdenken.

    Die Bedeutung der Selbstreflexion besteht darin, dass sie es ermöglicht, die eigenen Verhaltensmuster sowie deren Auswirkungen zu erkennen. Im Job kann diese Erkenntnis genutzt werden, um das eigene Verhalten bewusst zu steuern und durch persönliche Entwicklung die angestrebten Karriereziele zu erreichen. Im besten Fall hilft die Selbstreflexion dabei, Entscheidungen zu treffen, die zu positiven Veränderungen führen. Das kann zum Beispiel die Wahl eines Berufs betreffen, eine Weiterqualifikation und Beförderung, aber auch den Wunsch, sich in einem bestimmten Bereich, wie der Kommunikationsfähigkeit, weiterzuentwickeln.

  2. Die Selbstreflexion besteht zu einem großen Teil daraus, sich selbst Fragen zu stellen und bewusst nach Antworten zu suchen. Dies kann beiläufig im alltäglichen Leben geschehen, zum Beispiel, wenn man sich nach einer erlebten Situation die Frage stellt: Habe ich gerade richtig gehandelt? Diese spontanen ‚kleinen‘ Selbstreflexionen sind Teil des menschlichen Denkens. Das kritische Nachdenken über sich selbst lässt sich jedoch auch gezielt einsetzen, um sich selbst besser zu verstehen, persönliches Wachstum zu erlangen oder Probleme im Job zu lösen.

    Es gibt keine allgemeingültige Vorgehensweise oder universell einsetzbare Techniken. Selbstreflexion kann vorab festgelegten Schritten folgen, aber auch formlos stattfinden, beispielsweise beim Sporttreiben, oder in Form kurzer Meditationen vor dem Schlafengehen. Es ist sinnvoll, dabei den eigenen Vorlieben zu folgen. Im nächsten Abschnitt sind einige bewährte Techniken aufgeführt, die sich zur Selbstreflexion nutzen lassen.

  3. Mindmap

    Eine einfache Technik ist die Mindmap. Hierbei wird ein zentraler Aspekt, über den man nachdenken will, in die Mitte eines Blatts Papier oder eines Dokuments geschrieben, und Assoziationen werden um diesen zentralen Punkt herum notiert. Dabei sollte keine innere Zensur stattfinden, das heißt: Alle Gedanken werden festgehalten, auch wenn sie zunächst abwegig erscheinen. Anschließend können die gesammelten Gedanken strukturiert werden. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Gedanken dadurch visualisiert werden können, was beim Betrachten wieder zu neuen Gedanken führen kann. Diese Technik lässt sich auch gut mit anderen kombinieren.

    Tipp: Hierbei kann vom Allgemeinen zum Spezifischen übergegangen werden. Eine allgemeine Mindmap zum Thema „mein Leben“ oder „meine Arbeit“ kann den Ausgangspunkt bilden, um den Denkprozess anzuregen. Von dort aus kann man weitere Mindmaps anfertigen, die weiter ins Detail gehen. Wenn ein bestimmter Bereich betrachtet werden soll, kann man diesen direkt in die Mitte schreiben, zum Beispiel: „meine Stärken“.

    Systematische Analyse

    Eine systematische Vorgehensweise kann darin bestehen, festgelegte Schritte zu bearbeiten, um sich ein möglichst objektives Bild von sich selbst, seinem Leben oder seiner Arbeit zu machen:

    • Bewusst werden: Der erste Schritt besteht darin, sich bewusst auf die Selbstreflexion zu konzentrieren. Man nimmt sich vor, über sich selbst nachzudenken. Um wichtige Gedanken notieren zu können, sollten Papier und Stift oder ein Dokument zur Hilfe genommen werden.
    • Richtung vorgeben: Anschließend legt man fest, was genau betrachtet werden soll: zum Beispiel allgemein: „meine Werte“ oder spezifisch: „Welches IT-Studium passt zu mir?“
    • Brainstorming: In der darauffolgenden Selbstbeobachtung werden Gedanken zum festgelegten Gegenstand notiert.
    • Fragen stellen: In diesem Schritt stellt man sich selbst Fragen, über die man nachdenken will, zum Beispiel: „Was gefällt mir an der Arbeit als Fachinformatiker?  Was stört mich?“ (Weitere Beispiele finden sich unten.)
    • Antworten finden: Nun versucht man, Antworten auf die gestellten Fragen zu finden. Dieser Schritt kann einige Zeit in Anspruch nehmen und muss auch nicht in einer Session erfolgen.

    Das Ergebnis dieser Analyse kann dazu dienen, gezielt berufliche oder persönliche Strategien zu entwickeln.

    Tagebuch schreiben

    Eine weniger systematische, aber langfristig wirksame Möglichkeit, Selbstreflexion in den Alltag zu integrieren, ist das Führen eines Tagebuchs, wobei gezielt Gedanken, Gefühle und Erlebnisse festgehalten werden. Das regelmäßige Nachdenken über sich selbst wird so angeregt. Tagebücher können aber auch dazu dienen, über das nachzudenken, was man vor einiger Zeit geschrieben hat. Wer regelmäßig Tagebuch führt, erkennt beim wiederholten Lesen bestimmte wiederkehrende Gedanken oder Veränderungen, die etwas über die eigene Haltung und über Ziele und Vorlieben aussagen. Diese Methode dient nicht der sofortigen Lösungsfindung, sondern vielmehr dazu, die regelmäßige Beschäftigung mit sich selbst zu pflegen.

    Free Writing

    Diese Methode ist sehr wirksam, um unbewusste Gedanken, Gefühle und Wünsche zum Vorschein zu bringen. Sie funktioniert folgendermaßen: Man schreibt über eine vorher festgelegte Zeitspanne, zum Beispiel zwanzig Minuten, ununterbrochen alles auf, was einem in den Sinn kommt, ohne etwas zu korrigieren. Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung spielen keine Rolle. Das Dokument dient nur der eigenen Bewusstwerdung und kann im Anschluss auch wieder gelöscht werden. Wichtig ist, dass keine Selbstzensur stattfindet: Alle Gedanken sind erlaubt. Oft entstehen zu Beginn willkürlich wirkende Gedankensprünge, mit der Zeit ergibt sich jedoch ein Fluss, und es kommen interessante Gedanken zum Vorschein. Der Zweck ist es, das eigene Denken nicht zu lenken, sondern es einfach frei laufen zu lassen, um sich darüber bewusst zu werden, was einen unbewusst beschäftigt.

    Meditation bzw. Kontemplation

    Eine weitere Möglichkeit, sich über eigene Gedanken und Emotionen bewusst zu werden, ist die Meditation. Auch hierbei geht es darum, in einen Zustand zu kommen, bei dem das Denken nicht aktiv gelenkt wird. Vielmehr werden Gedankenprozesse nur beobachtet, um Klarheit über die eigenen inneren Vorgänge sowie Wünsche und Ziele zu gewinnen.

    Tipp: Mit Erfolg ist bei Meditation vor allem dann zu rechnen, wenn man diese Technik regelmäßig über einen längeren Zeitraum anwendet wird. Um Meditieren richtig zu lernen, kann es sinnvoll sein, professionelle Anleitung zu suchen.

    Gespräche mit anderen

    Eine Form der kommunikativen Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen, Zielen und Vorstellungen sind Gespräche mit Kollegen, Bekannten oder Freunden. Im Gespräch mit anderen lassen sich Gedanken gut reflektieren, insbesondere, wenn das Gegenüber eine andere Perspektive hat und eigene Punkte in die Unterhaltung einbringt. Auch Gespräche mit Fachleuten wie Coaches oder Therapeuten gehören in diesen Bereich. Die Selbstreflexion kann auch im Anschluss an Gespräche stattfinden, indem man sich die verschiedenen besprochenen Punkte noch einmal vor Augen führt.

    Bücher und Videos/Podcasts

    Nicht zu unterschätzen ist das Potenzial von Büchern, Hörbüchern, Vorträgen oder Podcasts etc. Beispielsweise können Bücher über Persönlichkeitsentwicklung die Selbstreflexion anregen und Debatten über bestimmte Themen können Impulse setzen, sich darüber klarzuwerden, welche Meinung man selbst in diesem Bereich vertritt. 

    Selbstbefragung

    Eine wirksame Technik der Selbstreflexion ist es, sich selbst Fragen zu stellen. Diese Technik hat den Vorteil, dass sie sehr konkret auf bestimmte Situationen angewandt werden kann. Befinden Sie sich beispielsweise in Ihrem Job gerade in einer Entscheidungssituation? Wollen Sie sich ein Bild von Ihren eigenen Stärken und Schwächen machen? Je nachdem, worüber Sie sich Klarheit verschaffen wollen, können Sie verschiedene Fragen stellen. Einige Beispiele für Fragen zur Selbstreflexion werden im Folgenden aufgeführt. Die Liste ist natürlich nicht abschließend, sie kann aber zur Anregung dienen.

  4. Beispielfragen persönliche Entwicklung

    • Welche Erfahrungen haben mich im Leben am stärksten geprägt?
    • Was habe ich aus persönlichen Niederlagen gelernt?
    • Welche Hindernisse gibt es, die ich augenblicklich nicht bewältigen kann?
    • Welche Probleme habe ich erfolgreich bewältigt?
    • Was hat mir dabei geholfen?
    • Welche Stärken besitze ich?
    • Was würde ich gern noch lernen?
    • Welche Werte sind mir besonders wichtig?
    • Welche Charaktereigenschaften möchte ich gern weiterentwickeln?

    Beispielfragen berufliche Entscheidungen

    • Welche beruflichen Ziele habe ich?
    • Warum habe ich mich für meinen aktuellen Job entschieden?
    • Kann ich mir vorstellen, einen anderen Beruf auszuüben?
    • Wie wichtig ist mir das Gehalt?
    • Wie wichtig ist mir persönliche Gestaltungsfreiheit?
    • Welche Aufgaben machen mich zufrieden?
    • Wie definiere ich für mich Erfolg?

    Beispielfragen Beziehungen und Kommunikation

    • Welche Rolle habe ich im Kollegium?
    • Wie nehmen andere mich wahr?
    • Was würde ich gern an meiner Kommunikation im Team ändern?
    • Bin ich ein guter Zuhörer?
    • Wo habe ich schon mal erfolgreich einen Konflikt gelöst?
    • Welche Muster gibt es in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen?

    Beispielfragen Soft Skills

    • Habe ich oft Zeitdruck?
    • Wie organisiere ich meine Zeit?
    • Fällt es mir leicht, Veränderungen zu akzeptieren?
    • Neige ich dazu, in meiner Komfortzone zu bleiben?
    • Wie reagiere ich in stressigen Situationen?

    Fragen können sich auch auf konkrete Situationen beziehen. Sie können dann beispielsweise so aussehen:

    • Habe ich mich heute in der Teamsitzung ausreichend eingebracht?
    • Warum habe ich mir die Zusatzaufgabe aufbürden lassen, obwohl ich schon gut ausgelastet bin?
    • War die Kritik der Kollegen an meinem Zeitmanagement heute berechtigt?
    • War es die richtige Entscheidung, den Job zu kündigen?

    Wenn man sich bewusst auf das eigene Denken konzentriert, stellt man vielleicht fest, dass häufig solche Fragen von ganz allein auftreten, im Alltag dann aber auch schnell wieder vergessen sein können. Die Kunst der Selbstreflexion besteht auch darin, sich den aufkommenden Fragen zu widmen und nach Antworten zu suchen.

  5. Selbstreflexion ist ein hilfreiches Werkzeug für persönliches und berufliches Wachstum und eine bewusste Entscheidungsfindung. Es hilft, die eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen besser zu verstehen, unerwünschte Muster zu erkennen und Verhaltensänderungen anzustoßen. Dabei können individuell unterschiedliche Zugänge und Techniken gewählt werden, um langfristig die Selbstreflexion im Denken zu etablieren oder konkrete Lösungen für aktuelle Situationen zu finden.

Top Jobs

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

 

Studiengänge: So treffen Sie die passende Wahl

Die Wahl des passenden Studiengangs kann überwältigend sein. Entdecken Sie hilfreiche Informationen, Tipps und Methoden, um das richtige Studienfach zu finden. Weiterlesen
 

Soft Skills

Hier erfahren Sie, welche Soft Skills es gibt, warum sie so wichtig sind und wie sie sich trainieren lassen. Weiterlesen
 

Selbstreflexion

Unter Selbstreflexion versteht man kritisches Nachdenken über sich selbst und die eigene Persönlichkeit. Sie kann sich auf verschiedene innere Prozesse beziehen, wie die eigenen Gedanken, Gefühle und Wertvorstellungen, aber auch auf die eigenen Ziele, Handlungen und Erfahrungen. Weiterlesen

Ich bin überzeugt, dass es nichts Wichtigeres gibt, als Leute einzustellen und weiterzuentwickeln. Am Ende des Tages zählen Sie auf Menschen, nicht auf Strategien.

Lawrence Bossidy, GE