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Stressfragen im Vorstellungsgespräch

Stressfragen im Vorstellungsgespräch

Im Vorstellungsgespräch können Stressfragen gestellt werden, die den Bewerber aus der Reserve locken sollen. Erfahren Sie, wie Sie souverän darauf reagieren.

  1. Stressfragen sind in der Regel ein unangenehmer Teil der Bewerbung, da der Gesprächspartner damit versucht, den Kandidaten im Vorstellungsgespräch ein wenig unter Druck zu setzen. Er möchte eine spontane, nicht zuvor einstudierte Antwort erhalten und auf diese Weise etwas über die Authentizität, die Spontaneität und die Belastbarkeit des potenziellen neuen Mitarbeiters erfahren. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Stressfragen im Vorstellungsgespräch erkennen und möglichst souverän darauf reagieren.

  2. Vielleicht fragen Sie sich, ob überhaupt ein Gespräch auf Augenhöhe möglich ist, wenn der Personaler im Bewerbungsgespräch Fragen stellt, die den Bewerber aus dem Gleichgewicht und in Verlegenheit bringen können. Mancher Arbeitgeber überschreitet mit dieser Art von Fragen vielleicht tatsächlich die Grenze eines wertschätzenden Gesprächs. In der Regel hat der zukünftige Arbeitgeber aber durchaus Gründe, sein Gegenüber ein wenig zu irritieren und auf diese Weise die Eignung für die ausgeschriebene Stelle zu prüfen.

  3. Bewerber bereiten sich meist gründlich auf ein Bewerbungsgespräch vor, legen sich Antworten auf die gängigen Fragen zurecht und bereiten für die Bewerbung eine Selbstpräsentation vor, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen und ihre Eignung für die Stelle darzulegen. Das Ziel von Stressfragen im Bewerbungsgespräch kann es daher sein, ein wenig an dieser Fassade zu kratzen und herauszufinden, ob die Selbstpräsentation des Kandidaten auch bei näherem Hinsehen standhält. Hierzu werden Fragen gestellt, auf die der Kandidat vermutlich keine Antwort vorbereitet hat.

  4. Das bedeutet auch, dass der Personaler die Soft Skills des potenziellen neuen Mitarbeiters testen möchte. Daher kommt es bei Stressfragen im Vorstellungsgespräch auch nicht unbedingt darauf an, diese exakt zu beantworten. Oft sind diplomatische und kreative Antworten die richtige Wahl. Auch Gegenfragen können passend sein. Es geht also weniger darum, was Sie antworten, sondern vielmehr darum, wie Sie antworten.

  5. Nicht zuletzt dienen Stressfragen im Vorstellungsgespräch dazu, einen Eindruck davon zu bekommen, wie das Gegenüber auf ungewöhnliche Situationen reagiert. Lassen Sie sich in die Ecke drängen? Verlieren Sie die Fassung? Oder nehmen Sie die Herausforderung gelassen an? Dies kann zum Beispiel eine entscheidende Fähigkeit sein, wenn Ihre neue Stelle es erfordert, dass Sie auch in schwierigen Situationen besonnen handeln und die Contenance bewahren.

    Auch wenn Sie in der Situation angespannt sind und sich vielleicht angegriffen fühlen, ist es hilfreich, dem Personaler keine schlechten Absichten zu unterstellen und gekränkt zu reagieren.

    Tipp: Versuchen Sie es so zu sehen, dass der Gesprächspartner Ihnen die Möglichkeit gibt, Ihre Gesprächskompetenz und Souveränität unter Beweis zu stellen. Dies gelingt am besten, wenn Sie wissen, warum Ihr Gegenüber im Bewerbungsgespräch Stressfragen stellt.

  6. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie Ihr Gegenüber versuchen kann, Sie aus der Reserve zu locken, damit Sie etwas von sich preisgeben. Einige Fragen erscheinen zunächst ganz harmlos, andere wirken stark provokativ.

    Glatteis-Fragen

    Ähnlich wie mit der Frage nach den eigenen Schwächen kann Ihr Gesprächspartner Sie mit unangenehmen Fragen zu Ihren Leistungen, Eigenschaften oder zu Ihrer persönlichen Einstellung verunsichern:

    • Was ist für Sie wichtiger: Familie oder Job?
    • Was können Ihre Kollegen Ihrer Meinung nach von Ihnen lernen?
    • Welche Gründe könnte es geben, dass jemand nicht gern mit Ihnen zusammenarbeiten möchte?
    • Welche Pflichten hat ein Unternehmen Ihrer Meinung nach gegenüber seinen Mitarbeitern?
    • Was hat Ihnen an Ihrer vorherigen Stelle nicht gefallen?

    Solche und ähnliche Fragen können den Bewerber in Verlegenheit bringen oder dazu verleiten, etwas Unüberlegtes zu sagen.

    Tipp: Bei Fragen nach negativen Erfahrungen ist immer Vorsicht geboten. Über ehemalige Kollegen und Vorgesetzte sollten Sie auf keinen Fall negativ sprechen.

    Detailfragen

    Eine weitere Möglichkeit, das Gegenüber im Vorstellungsgespräch ein wenig unter Druck zu setzen, besteht darin, nachzuhaken. Wenn Sie beispielsweise erwähnen, dass Sie in Ihrem früheren Job an einem bedeutenden IT-Projekt mitgearbeitet haben, kann Ihr Gegenüber zum Beispiel folgende weitere Fragen stellen:

    • In welchem Ausmaß haben Sie zur Gesamtleistung beigetragen?
    • Was genau war Ihr Beitrag zum Projekterfolg?
    • Welche Probleme sind aufgetreten, und wie haben Sie diese gelöst?
    • Welcher Mehrwert wurde durch das Projekt geschaffen?

    Durch diese Fragen kann der Personaler einerseits herausfinden, ob die Angaben, die Sie vorher gemacht haben, Nachfragen standhalten, und andererseits verraten Sie ihm auf diese Weise etwas über Ihre Auffassungsgabe, Ihr Engagement und eventuell Ihre Vorgehensweise bei Projekten und Arbeitsabläufen.

    Off-Topic-Fragen

    Auch Fragen, die zunächst gar nichts mit der Bewerbung zu tun haben, können zur Verunsicherung eingesetzt werden. Diese Fragen können dem Arbeitgeber aber etwas über Ihren Charakter und über Ihre Kreativität verraten. Dazu gehören Fragen wie:

    • Welche Figur aus Film oder Literatur mögen Sie besonders?
    • Wenn Sie ein Restaurant eröffnen würden, welche Art von Speisen würden Sie anbieten?
    • Welchen Berufswunsch hatten Sie, als Sie ein Kind waren?

    Eine andere Art von Off-Topic-Fragen sind zum Beispiel Schätzfragen und Knobelaufgaben:

    • Wie viele Fußbälle passen in ein Zugabteil?
    • Wie viele Kaffeemaschinen gibt es in Deutschland?

    Auch wenn Sie nicht sofort eine Antwort auf diese Frage haben, lassen Sie sich auf das Spiel ein. Es wird nicht von Ihnen erwartet, dass Sie eine korrekte Lösung parat haben. Sie können Ihren Gesprächspartner aber daran teilhaben lassen, wie Sie an die Lösung eines solchen Problems herangehen würden. Denken Sie laut nach oder bitten Sie um Papier und Stift, um eine Zeichnung bzw. Rechnung anzufertigen.

     Provokationen

    Manchmal stellen Personaler auch Fragen, die den Bewerber provozieren sollen. Diese müssen nicht unbedingt in Form von Fragen formuliert sein, das Ziel ist es auf jeden Fall, den Bewerber emotional anzusprechen. Daher ist es bei solchen Fragen besonders wichtig, ruhig und gelassen zu bleiben:

    • Sie sind ja schon ganz schön lange auf der Suche nach einem neuen Job …
    • Wie erklären Sie es sich, dass Sie bisher mit Ihren Bewerbungen noch keinen Erfolg hatten?
    • Mein Eindruck ist, dass Sie für diesen Job nicht geeignet sind. Sehen Sie das anders?
  7. Egal, mit welcher Art von Fragen Sie konfrontiert werden, das oberste Gebot ist: Bleiben Sie ruhig!

    Reagieren Sie nicht überstürzt, sondern nehmen Sie sich drei bis fünf Sekunden, bevor Sie antworten.

    Lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen

    Wenn Ihr Gegenüber eine Frage stellt, die Sie unter Druck setzt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, professionell zu reagieren.

    Spontan reagieren

    Wenn Sie schlagfertig und selbstbewusst sind, fällt Ihnen vielleicht spontan etwas Passendes ein. Dann können Sie die Frage sogar zu Ihren Gunsten nutzen, zum Beispiel:

    Frage: Mein Eindruck ist, dass Sie für den Job nicht geeignet sind. Sehen Sie das anders?
    Antwort: Können Sie diesen Eindruck an bestimmten Aspekten festmachen? Vielleicht kann ich Ihnen diese Bedenken nehmen.

    Innehalten

    Wenn eine Frage Sie besonders irritiert, können Sie dies durchaus ansprechen:

    • Diese Frage ist ungewöhnlich. Lassen Sie mich kurz nachdenken.
    • Darüber müsste ich länger nachdenken. Interessiert Sie noch etwas anderes?

    Diplomatisch antworten

    Auf Fragen, bei denen Sie sich in einer Zwickmühle befinden, sollten Sie diplomatisch antworten, zum Beispiel:

    Frage: Was ist für Sie wichtiger: Familie oder Job?
    Antwort: Mein Beruf als Webentwickler hat einen hohen Stellenwert für mich, da ich mein Interesse zu meinem Beruf gemacht habe, und der berufliche Erfolg mir persönlich viel bedeutet. Meine Familie ist mir ebenfalls sehr wichtig, daher möchte ich beides möglichst gut miteinander verbinden.

    Sachlich bleiben

    Wichtig ist, dass Sie im Gespräch unter allen Umständen sachlich bleiben und sich nicht provozieren lassen. Wenn Sie eine Frage nicht beantworten können oder wollen, ist es besser, dies anzusprechen, als sich verunsichert zurückzuziehen oder gereizt zu reagieren.

    Auf unangemessene Fragen reagieren

    Sollte die Frage Ihres Gesprächspartners wirklich respektlos und unangemessen sein, müssen Sie diese nicht beantworten.

    Tipp: Werden Sie beispielsweise zu religiösen oder politischen Einstellungen befragt, können Sie eine Beantwortung der Frage freundlich ablehnen. 

  8. Da Stressfragen dazu dienen sollen, den Bewerber aus dem Konzept zu bringen, um hinter die Fassade blicken zu können, ist es kaum möglich, sich vorab passende Antworten zurechtzulegen. Es ist aber möglich, eine gelassene Haltung in einem Gespräch mit Irritationen zu üben.

    Mit einem Gesprächspartner üben

    Wenn Sie die Möglichkeit haben, üben Sie das Vorstellungsgespräch mit einem Gesprächspartner. Geben Sie ihm die Fragen, auf die Sie sich für ihre Bewerbung vorbereitet haben, und bitten Sie ihn, Ihnen auch einige unerwartete und unangenehme Fragen zu stellen. Das hat den Vorteil, dass Sie diese Situation in einem geschützten Rahmen schon einmal erlebt haben, sodass es im Bewerbungsgespräch leichter fallen wird, spontan zu reagieren.

    Mithilfe von Fragenlisten üben

    Erstellen Sie eine Liste mit möglichen Fragen oder suchen Sie sich eine möglichst umfangreiche Liste aus dem Internet. Wählen Sie nach dem Zufallsprinzip Fragen aus und versuchen Sie, möglichst kurz und sachlich darauf zu antworten. Üben Sie es auch, Rückfragen zu stellen oder um Konkretisierung einer Frage zu bitten. Dies gewährt Ihnen das auch eine kleine Pause zum Nachdenken.

    Je mehr Fragen Sie bereits auf diese Weise bearbeitet haben, desto leichter wird es Ihnen fallen, auf irritierende Fragen im Gespräch zu reagieren.

  9. Stressfragen im Vorstellungsgespräch können irritieren und dazu verleiten, unüberlegt zu antworten. Wenn Sie Stressfragen erkennen und besonnen reagieren, haben Sie eine gute Chance, beim potenziellen Arbeitgeber einen souveränen Eindruck zu hinterlassen.

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