
Heutige Karrieren sehen anders aus als noch vor 15 Jahren. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der erste Job nahtlos an das Studium oder die Ausbildung anschloss. Der rote Faden moderner Karrieren ist verworren: Er ist eine Mischung aus kurz- und langfristigen Anstellungen. Befristete und unbefristete Arbeitsverhältnisse, der Wechsel von Arbeitsinhalten oder sogar des gesamten Tätigkeitsfeldes sind keine Seltenheit mehr. Seit der Generation Y ist die Lücke im Lebenslauf nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Was gilt als Lücke im Lebenslauf?
Für Lücken gibt es viele Gründe: Arbeitslosigkeit, längere freiwillige Auszeiten oder Krankheiten. Mitarbeiter der Personalabteilung sind geübt darin, diese und andere Auffälligkeiten in Ihrem Lebenslauf zu erkennen. Sie sollten sie also nicht verschweigen, weil sie ohnehin ausfindig gemacht werden. Das Verheimlichen stellt zudem Ihre Authentizität und Glaubwürdigkeit infrage.
Die Frage nach dem genauen Zeitraum, ab wann eine Lücke auch als Lücke zählt, ist nicht leicht zu beantworten. Alles, was über zwei Monate hinausgeht, wird in der Regel als Loch im Lebenslauf betrachtet. Lücken sind Zeiträume, in denen man nicht einer dauerhaften Beschäftigung, einer Ausbildung, einem Studium oder einer Weiterbildung nachgeht.
Wann fallen leere Stellen in der Vita auf?
Für Personaler gibt es deutliche Anzeichen für Kaschierungsversuche in der Vita. Benutzt der Bewerber zum Beispiel Jahres- anstatt Monatsangaben werden sie in der Regel stutzig.
Besondere Aufmerksamkeit provozieren Sie auch, wenn Sie anstelle eines chronologischen Lebenslaufs ein Erfahrungsprofil abgeben. Denn hier werden nur die Qualifikationen angeführt, die zeitliche Einordnung der gesammelten Erfahrungen fehlt jedoch.
Ein Bewerber wird mit solchen Finten und mutmaßlichen Täuschungsversuchen nur selten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Warum ist der rote Faden so wichtig?
Wenn Ihr Lebenslauf einen roten Faden hat, sind selbst Lücken kein Problem. Der Personaler geht dann davon aus, dass Sie trotz Ihres Weges ein konkretes Ziel verfolgen und wissen, wie Sie sich in Zukunft beruflich entwickeln wollen.
Auch Bewerber, die einen Gelegenheitsjob nach dem anderen angenommen oder eine Stelle nicht gleich hingeworfen haben, als es schwieriger wurde, werden geschätzt, wenn dabei Ihre Ziele und Ihre Motivationen erkennbar sind.
Bei solch einem Lebenslauf werden Mitarbeiter der Personalabteilung im Vorstellungsgespräch weitere Fragen zu Ihrem Werdegang stellen, um Ihre Persönlichkeit besser zu verstehen. Wenn Sie gute Argumente oder Erklärungen parat haben, werden Sie keine Probleme haben.
Lücken im Lebenslauf: Ehrlich währt am längsten
Entweder Sie füllen Ihre leere Stellen mit glaubwürdigen Fakten oder Sie geben eine ehrliche Erklärung ab. Es gibt aber auch Löcher, die eigentlich gar keine sind und deswegen bei jedem Leser Verständnis auslösen.
Dazu zählen:
Wenn Sie kurz arbeitslos sind
- Eine kurze Phase der Arbeitslosigkeit müssen Sie nicht verschweigen. Nach diesem Zeitraum haben Sie schließlich wieder eine Anstellung gefunden. Geben Sie aber nicht nur diese kurze Phase an, sondern schreiben Sie auch, was Sie in dieser Zeit getan haben.
Wenn Sie eine längere Zeit krank waren
- Sie waren krank oder haben ein Familienmitglied gepflegt? Es gibt keinen Grund, diesen Umstand zu vertuschen. Die Art der Erkrankung ist Privatsache. Es reicht, wenn der Ausfall aus gesundheitlichen Gründen angegeben wird.
Wenn Sie Berufseinsteiger sind
- Die Suche nach dem ersten Job braucht Zeit. Mitarbeiter der Personalabteilung geben hier eine Schonfrist bis zu einem halben Jahr. Besser ist es aber, wenn Sie die Suche mit Praktika oder anderen praktischen Erfahrungen überbrückt haben.
Wenn Sie Ihr Studium gewechselt haben
- Sich während der Studienzeit neu zu orientieren, ist kein Verbrechen. Sie haben jedoch alle paar Semester das Fach gewechselt? Das könnte unter Umständen ein schlechtes Licht auf Sie werfen. Sie haben das Studium abgebrochen? Auch das macht Ihre Vita nicht unvollständig. Insbesondere dann nicht, wenn Sie aktiv waren.
Leere Stellen richtig darstellen
Dann gibt es aber noch die leeren Stellen in der Vita, die nur schwierig zu erklären sind. Jeder Mensch macht Fehler. So können Sie mit ihnen in Ihrem Lebenslauf umgehen:
Sie sind länger arbeitssuchend
- In diesem Fall ist ein gewisses Maß an Kreativität gefragt. Wichtig ist, dass der Personaler nicht den Eindruck erhält, dass Sie faul auf der Couch lagen. Neben Ihrer Jobsuche, sollten Sie zeigen, dass Sie sich fortlaufend weitergebildet haben und weitere für die jeweilige Position passende Qualifikationen aufgebaut haben. Erwähnen Sie diese Maßnahmen im Lebenslauf.
Sie haben oder wurden gekündigt
- Haben Sie eine Kündigung aufgrund einer Firmenfusion oder einer Umstrukturierung erhalten? Dann können Sie diese Gründe problemlos im Lebenslauf anführen. Sie wurden wegen eigenen Fehlverhaltens gekündigt? Bleiben Sie bei den Fakten: Anfangs- und Endpunkt des Arbeitsverhältnisses reichen hier aus. Erklärungen oder Rechtfertigungen sind überflüssig. Hier können Sie nur angeben, wann das Arbeitsverhältnis geendet hat.
Die wenigsten Lücken sind ein echtes Ausschlusskriterium für den Personaler. Wichtig ist, dass Sie ehrlich sind und gute Erklärungen im Vorstellungsgespräch parat haben. Vergessen Sie nicht: Heute haben die meisten Fach- und Führungskräfte einen oder mehrere Lücken in ihrem Lebenslauf.
Ecken und Kanten in Ihrer Bewerbung zeigen nur, dass Sie nicht vor Veränderungen zurückschrecken, Erfahrungen gesammelt haben und das Scheitern nicht scheuen.
Lücken im Lebenslauf waren schon mal schlimmer
Mitarbeiter der Personalabteilung erhalten immer seltener geschliffene Lebensläufe. Darum interessieren sich auch immer mehr Unternehmen für Bewerber mit einer ungeraden Vita. Ebenso werden lange Karrieren in Agenturen oder großen Unternehmen zur Seltenheit. Quereinstiege, Branchenwechsel oder Umstiege gehören heute zu unserem Alltag.
Die eine oder andere Lücke im Lebenslauf muss für Sie nicht gleich das Aus bedeuten. Sie verfügen über Fachwissen und berufliche Erfahrungen, die viele Unternehmen händeringend suchen. Vor allem im IT-, Ingenieurs- und Gesundheitsbereich werden Fachkräfte benötigt.