Vielen Menschen dürfte die Tätigkeit des Requirements Engineer noch unbekannt sein. Dabei ist seine Arbeit ein überaus wichtiger Teil der Entwicklung von Software. Er stellt eine wichtige Verbindung zwischen dem Entwickler oder einem Entwicklerteam und dem Kunden dar. Gleichzeitig versucht er, die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden an die Software, die entwickelt werden soll, zu verstehen und zu berücksichtigen.
Welche weiteren Aufgaben Sie als Requirements Engineer noch ausüben und welche Form der Ausbildung Sie für den Beruf benötigen, erklären wir Ihnen im Folgenden.
Was steckt hinter dem Begriff Requirements Engineering?
Die beiden englischen Begrifflichkeiten können ins Deutsche mit “Anforderungen” und “Konstruktion” übersetzt werden. Beim Requirements Engineering geht es also, um das Aufschlüsseln und Verwalten von Anforderungen, die von einem Produkt, einer Software oder einem System zu erfüllen sind.
Neben der Analyse von Daten und dazugehörigen Anwendungen ist Requirements Engineering ein wichtiges Werkzeug für Unternehmen sowie die Optimierung Ihrer Geschäftstätigkeit.
Mithilfe dieses Vorgangs sollten folgende Fragen beantwortet werden können:
Welche Anforderungen gilt es zu erfüllen?
Wie lassen sich diese Anforderungen aufschlüsseln?
Wie soll die Verwaltung dieser Anforderungen aussehen?
All diese Fragestellungen sind für die Entwicklung von Produkten, Softwarelösungen oder Systemen wichtig, denn sie helfen bei der Optimierung der Resultate.
Welche Aufgaben übernehmen Sie als Requirements Engineer?
In dieser Rolle finden Sie heraus, welche Anforderungen und Bedürfnisse Ihr Auftraggeber an ein Produkt, an eine Software oder an ein System stellt. Dazu nutzen Sie beispielsweise Fragebögen, um empirische Erhebungen durchzuführen. Anhand der Ergebnisse können Sie als Requirements Engineer noch besser nachvollziehen, was Ihr Kunde (wirklich) benötigt. Zusätzlich führen Sie Workshops mit den künftigen Nutzern durch, um deren Bedarfe zu verstehen.
Zum Anforderungsmanagement gehört es auch dazu, dass Sie wissen, welche Anforderungen der Kunde für besonders wichtig erachtet. Mithilfe weiterführender Umfragen, Gespräche, Beobachtungen und Nachforschungen schärfen Sie diese Prioritäten. Wenn Sie viele gegensätzliche Anforderungen ermitteln, liegt es an Ihnen, diese aufzulösen.
Als Requirement Engineer erstellen Sie aus Ihren gesammelten Erkenntnissen einen Anforderungskatalog, der als Grundlage für die Erstellung eines sogenannten Lastenheftes – im Englischen auch Requirement Specification genannt – dient.
Doch nicht nur auf die Wünsche der Kunden müssen beachtet werden. Es gilt auch gesetzliche, gestalterische und technische Richtlinien einzuhalten. Denn Ziel ist es, ein Produkt, eine Software oder ein System zu entwickeln, dass allen Anforderungen genügt und den vorhandenen Rahmenbedingungen entspricht.
Sie planen auch, wie das Produkt, die Software oder das System bestenfalls funktioniert. Dafür erstellen Sie Entwürfe und Erläuterungen, wie die unterschiedlichen Funktionen später aussehen könnten und bitten bei Anwendern um Feedback. Auf diese Weise entsteht ein Katalog, der die Grundlage für die Softwareentwicklung bildet. Im Anschluss entscheidet der Auftraggeber, ob die Entwicklung in der eigenen Organisation oder mithilfe eines externen Dienstleisters erfolgt.
Große Unternehmen, wie beispielsweise die öffentliche Verwaltung, nutzen die zuvor erstellte Dokumentation und das Lastenheft, um eine Ausschreibung zu formulieren und das dazugehörige Verfahren für die Ermittlung eines passenden Dienstleisters zu starten.
Welche Fähigkeiten benötigt ein Requirements Engineer?
In diesem Beruf ist es wichtig, gut und problemlos mit den verschiedensten Experten und Mitarbeitern umgehen zu können. Dafür braucht es entsprechende Kommunikationsfähigkeiten und Menschenkenntnis. Im Umgang mit verschiedenen Projektbeteiligten gehört es dazu, Konflikte zu vermeiden, zu vermitteln und gegebenenfalls Kompromisse zu finden.
Weitere wichtige Soft Skills sind Empathie, Überzeugungsfähigkeit, Geduld und Begeisterung, mit der Sie die Beteiligten von Ihrem Projekt überzeugen.
Als sprachgewandter Mensch drücken Sie sich nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich verständlich aus. Dieser Skill ist wichtig. Schließlich müssen Sie als Requirements Engineer häufig komplexe Sachverhalte in Dokumentationen so aufbereiten, dass diese von Ihrem Auftraggeber verstanden werden. Schlussendlich müssen die Entwickler in der Lage sein, mithilfe Ihrer Spezifikationen, das Produkt, die Software oder das System entwickeln zu können.
Ausbildung oder Studium: Wie werden Sie Requirements Engineer?
Für dieses Berufsbild gibt es derzeit noch keinen passenden Studiengang. Auch eine klassische Ausbildung gibt es nicht. Daher haben Sie die Möglichkeit, als Quereinsteiger, in diese Rolle zu wachsen.
Um den Berufsweg des Requirements Engineers einzuschlagen, sind ein Informatikstudium oder ein Studium der Wirtschaftsinformatik sowie mehrjährige Berufserfahrung ein guter Ausgangspunkt.
Doch nicht nur über die Informatik kann Ihnen der Einstieg gelingen. Wer viele Jahre in der Software-Entwicklung verbracht hat, hat ebenfalls gute Chancen, als Requirements Engineer durchzustarten. Weiteres Fachwissen eignen Sie sich dann während der Projektarbeit an.
Können Experten aus Fachabteilungen Requirements Engineers werden? Ja, dafür müssen sie nur das notwendige technische Wissen aufbauen. Über das anwendungsspezifische Fachwissen verfügen Sie bereits. Darum ist es nicht verwunderlich, dass Requirements Engineers häufig aus anderen Positionen innerhalb desselben Unternehmens stammen.
Mit dem sogenannten “Certified Professional for Requirements Engineering” (CPRE) können Sie sich das benötigte Hintergrundwissen aneignen, um die Rolle des Requirements Engineers noch besser auszufüllen. Das International Requiremens Engineering Board bietet hierbei verschiedene Level an:
Im Foundation Level lernen Sie die methodischen und technischen Grundlagen kennen.
Während des Advanced Levels vertiefen Sie Ihr Wissen im Bereich Erhebungs- und Konsolidierungstechnik. Daneben eignen Sie sich aber auch Themen wie grafische Modellierung an und lernen die Besonderheiten des Anforderungsmanagements für agile Teams und Projekte kennen.
Sie erreichen das Expert Level nur über den Abschluss mehrerer Advanced-Zertifikate. Außerdem müssen Sie eine längere Berufserfahrung sowie Trainer für Requirements Engineering sein. Um das “Expert Level”-Zertifikat zu erhalten, ist eine Hausarbeit zu schreiben und eine mündliche Prüfung abzulegen.
In welchen Branchen können sie als Requirements Engineer arbeiten?
Gut aufgehoben Sie sind in Ihrer Tätigkeit bei Consulting-Unternehmen, Softwareherstellern oder Unternehmen, die ihre Lösung intern entwickeln lassen. Darüber hinaus haben Sie die Wahl, ob Sie für ein kleines Start-up oder ein großes Systemhaus arbeiten wollen.
Heutzutage stoßen Sie als Requirements Engineer in Unternehmen auch auf agile Teams. Mit Ihrem Anforderungsmanagement greifen Sie diesen Teams unter die Arme und erleichtern deren Arbeit.
Eine weitere Branche, in der Anforderungsmanager aufgrund rechtlicher Vorgaben und sensibler Kundendaten gesucht werden, ist das Finanzwesen. Neben Banken und Versicherungen finden Sie im Handel und in der Industrie bei Einführungsprojekten von Software einen Platz.
Gehalt: Was verdienen Sie in diesem Beruf?
Sie haben einen Abschluss in Informatik oder Wirtschaftsinformatik? Dann können Sie ein Einstiegsgehalt, das zwischen 45.000 Euro und 54.000 Euro brutto im Jahr beträgt, verlangen.
Das Gehalt steigt mit zunehmender beruflicher Erfahrung und entsprechenden Qualifikationen. Doch auch vom Unternehmen, dessen Standort und der jeweiligen Branche, in der Sie arbeiten, hängt die Gehaltshöhe ab.
Als erfahrener Requirements Engineer können Sie mit einem Bruttojahresgehalt in Höhe von 65.000 Euro der mehr rechnen.
Fazit: Die Tätigkeit des Requirements Engineer hat Zukunft
Nicht nur die unterschiedlichen Unternehmen und Branchen sprechen dafür. Auch die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach erfahrenen Requirements Engineers ist groß.
Für Spezialisten sieht die berufliche Perspektive ebenfalls exzellent aus. Gezielte Weiterbildungen und das Sammeln beruflicher Erfahrungen können Ihnen dabei helfen, in diesem Berufsfeld Fuß zu fassen oder die Karriereleiter weiter empor zu steigen.