Ein Berufsfeld, das im Schatten der digitalen Infrastruktur agiert und für deren Sicherheit doch unverzichtbar ist – das ist die Welt der IT Forensiker. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass hinter jeder E-Mail, jeder Online-Transaktion und jedem Klick auf eine Website eine komplexe Struktur steckt, die es zu schützen gilt.
Als IT Forensiker agieren Sie wie ein Detektiv im Netz: Ihre Aufgabe ist es, digitale Spuren zu sichern, zu analysieren und auszuwerten, um Straftaten aufzudecken und zu bekämpfen. Dieser Artikel führt Sie in die spannende Welt der IT Forensik ein und gibt Ihnen einen Überblick über die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen dieses Berufsfeldes.
Was ist IT Forensik?
Die IT Forensik ist eine wissenschafltiche Disziplin, die verschiedene Analyse-, Ermittlungs- und Beweissicherungstechniken einsetzt, um verdächtige Vorgänge auf IT-Systemen zu untersuchen und zu dokumentieren. Ziel ist es, die für diese Vorgänge verantwortlichen Personen zu ermitteln. Die Tätigkeit ist nicht nur strukturiert und methodisch, sondern auch darauf ausgerichtet, Beweise in einer Weise zu sichern, die gerichtlichen Standards entspricht.
Diese Art der Forensik wird nicht ausschließlich zur Aufklärung von Straftaten eingesetzt. IT Forensik kann auch dazu dienen, Störungen oder Fehlfunktionen innerhalb eines IT-Systems zu analysieren und zu beheben. Die dabei erhobenen digitalen Beweismittel müssen den vielfältigsten Anforderungen, auch denen eines Gerichts, genügen.
Unterschieden wird zwischen zwei Teilgebieten: der Computerforensik und der Datenforensik. Während sich die Computerforensik auf die Analyse von Hardwaregeräten konzentriert, ist die Datenforensik auf die Untersuchung von Datenbanken und Datenbeständen spezialisiert. IT Forensik wird von verschiedenen Institutionen betrieben, darunter Polizeibehörden, IT-Unternehmen und Beratungsfirmen.
Welche Aufgaben übernehmen Sie als IT Forensiker?
In dieser Rolle nehmen Sie eine Vielzahl von Aufgaben wahr, die sich hauptsächlich auf die Untersuchung und Prävention von Cyberangriffen konzentrieren. Nachfolgend sind einige der Hauptaufgaben dieses Berufs aufgeführt:
Analyse von Cyberangriffen: Im Fall eines Angriffs, sei es auf ein Unternehmen oder eine Behörde, untersuchen Sie den Vorfall analytisch und systematisch, um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte.
Datensicherung und Datenklassifizierung: Sie sichern und klassifizieren die Daten, die im Zusammenhang mit dem Angriff stehen. Als IT Forensiker arbeiten Sie mit verschiedenen Arten von forensischen Daten, einschließlich Hardware- und Konfigurationsdaten, Kommunikationsprotokollen und Benutzerdaten.
Anwendung des S-A-P-Modells: Während der Datensicherung und -analyse wenden Sie das S-A-P-Modell an, das sich in drei Phasen gliedert:
Sichern: Identifizierung der relevanten Daten in möglichst unveränderter Form.
Analyse: Untersuchung der Daten und des Systems sowie Identifizierung der für den Angriff Verantwortlichen.
Present: Darstellung der Ergebnisse in verständlicher Form, Beschreibung des Angriffs und Bewertung des Schadens.
Gerichtsverwertbare Beweise sammeln: In jeder Phase des Prozesses sammeln IT Forensiker gerichtsverwertbare Beweise. Dabei beantworten Sie wichtige Fragen wie “Was ist passiert?”, “Wo ist es passiert?” und “Wie können zukünftige Vorfälle verhindert werden?”. Weitere Fragen können Sie dem Leitfaden für IT-Forensik des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entnehmen.
Incident Response: Sie stoppen Angriffe und retten, was noch zu retten ist. Manchmal muss ein System vorübergehend heruntergefahren werden, was jedoch zu verhindern versucht wird.
Präventive Maßnahmen: Im Kontext eines Unternehmens konzentrieren sich IT Forensiker nicht nur auf die Reaktion auf Vorfälle, sondern auch auf deren Vermeidung. Sie identifizieren Schwachstellen im System und entwickeln Methoden zur Abwehr und Erkennung von Angriffsmustern.
Erweiterter Anwendungsbereich: Ihre Aufgaben können auch über die Aufklärung von Cyberkriminalität hinausgehen. Bei der Polizei sind Sie als IT Forensiker beispielsweise an der digitalen Spurensuche zur Aufklärung verschiedener Straftaten beteiligt. Dazu gehören die Analyse von Endgeräten und das Aufspüren von sozialen Interaktionen im Netz.
Arbeit mit Hardware: Manchmal erfordert die Arbeit auch den direkten Umgang mit Hardware, zum Beispiel das Auslesen eines Chips aus einem Handy oder PC, um Daten zu sichern.
Entwicklung und Erprobung von Methoden sowie Werkzeugen: In Einrichtungen wie dem Bundeskriminalamt (BKA) arbeiten IT Forensiker an der Entwicklung und Erprobung von Methoden und Werkzeugen zur Sicherung und Untersuchung digitaler Daten.
Generell ist Ihre Arbeit in der IT Forensik sowohl reaktiv (auf Angriffe reagierend) als auch proaktiv (Maßnahmen zur Verhinderung von Angriffen ergreifend). Sie arbeiten stets mit dem Ziel, Cyberkriminalität zu verhindern und aufzuklären.
Wie werden Sie IT Forensiker?
Wer IT Forensiker werden und digitale Spuren auswerten will, kann dies auf verschiedenen Wegen erreichen. Der Beruf erfordert eine Mischung aus technischem Geschick, juristischem Verständnis und detektivischem Spürsinn.
Ausbildung und Studium
Der Weg in die IT Forensik beginnt meist mit einer soliden Grundausbildung in Informatik. Diese kann durch ein Bachelor-Studium oder eine Ausbildung im IT-Bereich erworben werden.
Eine spezialisierte Ausbildung im Bereich IT Forensik ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung. Eine Möglichkeit ist beispielsweise der berufsbegleitende Masterstudiengang “Digital Forensics” an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.
Berufserfahrung und Fortbildung
Sie sollten mindestens ein Jahr Berufserfahrung in einem relevanten Bereich, wie z.B. der Informatik oder bei der Kriminalpolizei, vorweisen können. Neben dem Studium bieten sich Weiterbildungskurse an, um die Kenntnisse in speziellen Bereichen der IT-Forensik zu vertiefen.
Rechtliche Kenntnisse
Als IT Forensiker sollten Sie über juristische Kenntnisse verfügen. Die Ergebnisse der digitalen Spurensuche müssen gerichtsfest sein. Daher ist es notwendig, dass Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen Ihrer Arbeit verstehen.
Persönliche Eigenschaften
Eine Leidenschaft für Technik und die Fähigkeit, analytisch zu denken, sind für diesen Beruf unerlässlich. Einfühlungsvermögen benötigen Sie neben technischen Fähigkeiten ebenfalls – Sie sind dann in der Lage, in stressigen Situationen effektiv zu kommunizieren.
Beachten Sie, dass Sie bei bestimmten Behörden einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Dabei wird Ihre Zuverlässigkeit als potenzieller Mitarbeiter geprüft.
IT Forensik: Wie können Sie sich spezialisieren?
Da IT Forensik ein weites und komplexes Gebiet ist, ist es nahezu unmöglich, in allen Bereichen gleichermaßen kompetent zu sein. Daher ist eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich sinnvoll. Zu denmöglichen Bereichen zählen:
- Betriebssystemforensik: In diesem Bereich konzentrieren Sie sich auf die Untersuchung und Analyse bestimmter Betriebssysteme. Hier finden Sie eine weitere Unterteilung in die gängigsten Systeme wie Windows, Unix, Linux und macOS.
- Netzwerkforensik: Wenn Sie sich für dieses Feld der IT Forensik entscheiden, beschäftigen Sie sich mit der Analyse von Daten, die über Computernetzwerke übertragen werden.
- Smartphoneforensik: Hier konzentrieren Sie sich auf die Untersuchung von mobilen Betriebssystemen, in der Regel Android und iOS. Sie analysieren Anwendungsdaten, Betriebssystemprotokolle und Netzwerkverkehrsdaten.
Berücksichtigen Sie bei der Wahl der Spezialisierung auch Ihre Interessen und Fähigkeiten mit ein. Auf diese Weise eignen Sie sich das Wissen schneller an und können dieses noch besser in Ihrem Beruf einsetzen.
Welche Spezialisierungsmöglichkeiten haben Sie?
Es gibt auch Projekte, bei denen ganze Teams von Ethical Hackern mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Spezialisierungen zusammenarbeiten. Auf diese Weise können möglichst viele Angriffsszenarien abgedeckt werden.
Als White Hat Hacker können Sie sich auf die unterschiedlichsten Hack-Methoden spezialisieren. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie in einem Team aus Ethical Hackern arbeiten. (D)DoS-Attacken, Man-in-the-Middle-Attacken, Phishing, Social Engineering oder SQL-Injection zählen zu den bekanntesten Vorgehensweisen von kriminellen Hackern.
Sie wollen zukünftig für ein Unternehmen arbeiten? In diesem Fall sollten Sie möglichst breit aufgestellt sein. Versuchen Sie stets auf dem aktuellsten Stand zu sein, eignen Sie sich die neuesten Angriffsmuster an und lernen Sie, wie Sie eine umfangreiche Sicherheitsanalyse erstellen können.
- Im ersten Schritt, der auch Passive Reconnaissance genannt wird, beschaffen Sie sich alle Informationen zu dem System, die öffentlich zugänglich sind. Erste Quellen sind in der Regel die sozialen Medien oder das Profil bei Google.
- Im zweiten Schritt, der aktiven Reconnaissance, kommt es darauf an, ob Sie beauftragt wurden oder nicht. Denn ab diesem Schritt verlassen Sie ohne Vereinbarung eines Auftraggebers den legalen Bereich. Sie versenden Anfragen an das System, mit deren Hilfe Sie herausfinden, wie das System funktioniert. Mithilfe von Programmen wie Nmap sammeln Sie viele Exploits. Sie ermitteln, welche Programme und Services im System zum Einsatz kommen, aber auch, ob es Firewalls gibt, die Sie überwinden müssen. Scanner wie Nessus oder OpenVAS lassen Sie über das System laufen. Diese Programme überprüfen das System auf bekannte Schwachstellen. Bekannte Fehler zu bereits veralteten Softwareversionen finden Sie auch im World Wide Web.
- Im dritten Schritt beginnen Sie mit Ihrer eigentlichen Arbeit. Beim “Gaining Access” prüfen Sie, ob Sie die zuvor identifizierten Schwachstellen ausnutzen können. Sie versuchen Berechtigungen auszuweiten und installieren Programme, mit denen Sie Daten herunterladen können. Es gibt auch Werkzeuge, die Angriffe für Sie ausführen können. Dazu zählt beispielsweise Metasploit.
- Im vierten Schritt richten Sie sich eine dauerhafte Hintertür ein. Beim “Mainting Access” sorgen Sie dafür, dass Sie jederzeit die Möglichkeit eines Angriffs haben. Bewährte Methoden sind bösartige Dateien, Rootkits oder Trojaner. Anschließend verwischen Sie Ihre Spuren.
- Im fünften Schritt, dem Reporting, verfassen Sie einen umfangreichen Bericht. In diesem beschreiben Sie Ihre Angriffe, die Exploits, die Sie gefunden haben, und welche Sicherheitsrisiken dadurch für Ihren Auftraggeber entstehen. Außerdem skizzieren Sie Lösungsansätze, mit den die Schwachstellen beseitigt werden können.
Oft werden diese Hacker von Organisationen und Unternehmen beauftragt, um simulierte Cyberangriffe zu starten und Schwächen zu identifizieren, bevor dies Black Hat Hacker tun.
Wo können Sie als IT Forensiker arbeiten?
Die rasche Zunahme von Angriffen im digitalen Raum hat die Nachfrage nach IT Forensikern in verschiedenen Bereichen erhöht. Sie können Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einsetzen, um Organisationen dabei zu helfen, ihre digitale Infrastruktur zu schützen und kriminelle Aktivitäten aufzudecken. Einige mögliche Arbeitsbereiche sind:
- Unternehmen: Konzerne, Banken und Versicherungen setzen zunehmend auf IT-Sicherheitsteams, um Angriffe zu verhindern. Als IT Forensiker können Sie Teil dieser Teams werden.
- Cybersicherheitsdienstleistungsunternehmen: Es gibt auch spezialisierte Unternehmen, die sich darauf konzentrieren, andere Organisationen in Fragen der Cybersicherheit zu beraten.
- Öffentlicher Sektor: Viele öffentliche Institutionen beschäftigen IT Forensiker. Dort tragen Sie zur Aufklärung von Straftaten und zur Stärkung der nationalen Cybersicherheit bei.
Wie viel verdienen Sie als IT Forensiker?
Laut StepStone können Sie als IT Forensiker mit einem durchschnittlichen Jahresbruttogehalt von ca. 49.900 Euro rechnen. Allerdings kann das Gehalt je nach Stadt und Region variieren.
Fazit: Ein Beruf mit Zukunft?
Die IT Forensik ist ein Berufsfeld, das in unserer digitalen Welt zunehmend an Bedeutung gewinnt. Aufgrund der steigenden Cyberkriminalität ist die Nachfrage nach Fachkräften, die solche Straftaten verhindern können, groß.
Die Spezialisierungsmöglichkeiten reichen von der Betriebssystemforensik über die Netzwerkforensik bis hin zur Smartphoneforensik und es gibt eine Vielzahl von Arbeitsumgebungen, von großen Unternehmen bis hin zu spezialisierten Sicherheitsdienstleistungsunternehmen.
Auch wenn die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten eine Herausforderung darstellen und ständige Weiterbildung erfordern, bietet die IT Forensik technikbegeisterten Menschen, die die digitale Welt sicherer machen wollen, lohnende und zukunftssichere Karriereperspektiven.
Das Mindestgehalt liegt laut dem Stellenportal bei einem jährlichen Bruttogehalt von 42.700 Euro und das maximale Gehalt bei einem Bruttogehalt von 60.400 Euro im Jahr.