Während der Scrum-Master dafür sorgt, dass die Zusammenarbeit im Team reibungslos verläuft und das Entwicklungsteam sich darum kümmert, die Funktionalität der Produkte zu gewährleisten, stellt der Product-Owner deren wirtschaftlichen Erfolg sicher. Die Rolle ist sehr anspruchsvoll, denn im agilen Vorgehensmodell ist vorgesehen, dass das Product-Backlog, also der Anforderungskatalog, mit dem das Entwicklungsteam arbeitet, ständig an die Kundenanforderungen angepasst und optimiert wird.
Ein Product-Owner muss sich exzellent mit Scrum auskennen und mit agilen Vorgehensweisen vertraut sein, denn der wirtschaftliche Erfolg eines Produkts hängt maßgeblich davon ab, wie exakt es die Anforderungen der User erfüllt. Diese Anforderungen können sich durch eine neue Marktsituation bzw. geänderten Bedarf rasch ändern. Je schneller und flexibler darauf reagiert werden kann und je weniger Verluste dadurch entstehen (beispielsweise durch überflüssige Arbeitsschritte), desto größer ist der Gewinn, der mit einem Produkt erzielt werden kann.
Ein Projekt, bei dem Scrum angewendet wird, erfolgt in einzelnen Arbeitsabschnitten, sogenannten Sprints, die eine möglichst schnelle Bearbeitung von Projekten bei gleichzeitig hoher Qualität der Produkte gewährleisten sollen. Scrum ist somit ein Weg, Lean Management umzusetzen. Im Lean Management spielen unter anderem die präzise Spezifikation eines Produktes und ein kontinuierlicher Flow des Wertstroms (Flow-Prinzip) eine wichtige Rolle. Auch die Bestimmung des Bearbeitungstaktes durch den Kunden (Pull-Prinzip) gehört zu den Grundsätzen, die im Scrum aufgenommen werden. Eine Minimierung der Verschwendung von Ressourcen sowie hohe Effektivität und Effizienz sind die Ziele dieser Produktionsweise.
Bei der Vorgehensweise nach Scrum ist der Product-Owner diesen Prinzipien verpflichtet und verfolgt damit die Nutzen- und Gewinnmaximierung der Produkte, für die er verantwortlich ist.
Für ein Scrum-Team gibt es immer nur einen Product-Owner. Diese Aufgabe fällt keiner Gruppe zu und wird auch nicht aufgesplittet, also zum Beispiel nicht auf zwei Teilzeitbeschäftigte.
Aufgabenbereiche
Der Product-Owner legt in engem Austausch mit den Stakeholdern die Produktanforderungen (Product-Backlog) fest und urteilt darüber, ob diese am Ende eines Sprints fertiggestellt sind. Es kann auch sein, dass er einen begonnenen Sprint abbrechen muss, beispielsweise wenn eine Produkteigenschaft nicht mehr relevant ist. Er übernimmt die Aufgaben, die dazu dienen, den wirtschaftlichen Erfolg des Produkts bzw. die Wertschöpfung durch das Scrum-Team sicherzustellen und zu maximieren.
Im Einzelnen fallen folgende Tätigkeiten in seinen Zuständigkeitsbereich:
- fachliche Vertretung des Auftraggebers bzw. aller Stakeholder,
- Erfassen und Priorisieren der zu entwickelnden Produkteigenschaften und Vermittlung an das Entwicklungsteam,
- Pflege des Product-Backlogs und Gewährleistung, dass die Einträge von allen Beteiligten verstanden werden,
- Sicherstellen eines schnellen Returns on Investment (RoI),
- passive Teilnahme an den Daily-Scrum-Meetings (ohne das Team inhaltlich zu beeinflussen).
Der Product-Owner trägt somit die Verantwortung dafür, dass die Anforderungen im Product-Backlog korrekt und präzise erfasst sind und dass die notwendigen Schritte vom Team in der Reihenfolge bearbeitet werden, die den größtmöglichen finanziellen Erfolg verspricht. Um Interessenskonflikte während der Produktion zu vermeiden, ist bei Scrum die Rolle des Product-Owners eindeutig von den Rollen Scrum-Master und Scrum-Team abgegrenzt:
Der Product-Owner übernimmt nicht die Leitung des Teams; er beteiligt sich an den Daily Scrums nur, um informiert zu sein. Er greift während eines Sprints nicht in die Arbeit des Teams ein und ist auch nicht selbst an der Entwicklung beteiligt. (Für die enge Zusammenarbeit mit dem Scrum-Team ist der Scrum-Master zuständig.)
In der Praxis ist es aber möglich, dass er auch als Produktmanager oder für andere Aufgaben in einem Unternehmen eingesetzt wird. Der Umfang der Aufgaben ist der jeweiligen Stellenausschreibung zu entnehmen bzw. kann im Bewerbungsgespräch geklärt werden.
Erforderliche Fähigkeiten
Scrum erfordert als agile Vorgehensweise eine hohe Flexibilität von allen Beteiligten. So muss auf Veränderungen schnell reagiert werden, zum Beispiel wenn sich Marktbedingungen oder die Anforderungen der Stakeholder ändern.
Der Product-Owner muss in der Lage sein, die Produktvision der Stakeholder so zu vermitteln, dass das Entwicklungsteam die Anforderungen optimal umsetzen kann. Dazu muss er sich in beide Seiten hineinversetzen und Ideen gut vermitteln können.
Weitere notwendige Fähigkeiten sind
- Kommunikationskompetenz und eine klare, gut verständliche Ausdrucksweise,
- logisches und vernetztes Denken,
- lösungsorientiertes Handeln,
- eine eigenverantwortliche Arbeitsweise sowie die Fähigkeit, sich in ein Team einzubringen,
- die Fähigkeit, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und sich zu fokussieren,
- gute Präsentationsfähigkeiten (zum Beispiel langfristigen Fortschritt für alle Beteiligten transparent machen).
Erforderliche Kenntnisse
Der Product-Owner muss umfassende Kenntnisse in verschiedenen Bereichen haben. Zum einen braucht er fachliche Kenntnisse über die zu entwickelnden Produkte, um die Anforderungen exakt im Product-Backlog erfassen und vermitteln zu können. Zum anderen muss er ein sehr gutes Wissen über wirtschaftliche Themen haben, da er für die Gewinnmaximierung und einen schnellen RoI verantwortlich ist. Auch Erfahrung mit Scrum bzw. agilen Techniken wird in der Regel vorausgesetzt.
Darüber hinaus sollte der Product-Owner Moderations- und Präsentationstechniken beherrschen, um die Anforderungen der Stakeholder mit diesen gemeinsam zu erarbeiten, im Product-Backlog zu erfassen und die Vision an das Team zu vermitteln.
Erforderliche Abschlüsse und Voraussetzungen
Viele Unternehmen erwarten für die Stelle als Product-Owner ein abgeschlossenes Hochschulstudium oder eine Ausbildung in den Bereichen Informatik oder Wirtschaft. Auch mehrjährige Berufserfahrung im agilen Umfeld und Erfahrung mit Scrum kann für eine Stelle qualifizieren.
In entsprechenden Weiterbildungen können das notwendige Know-how sowie ein international anerkanntes Zertifikat erworben werden.
In welchen Bereichen können Sie arbeiten?
Scrum ist eine Vorgehensweise, die vor allem im IT-Umfeld eingesetzt wird. Product-Owner sind daher häufig in der Softwareentwicklung oder im Bereich Data-Science tätig. Aber auch Unternehmen aus anderen Branchen setzen zunehmend auf Scrum und suchen verantwortungsbewusste Mitarbeiter für die Produktentwicklung.
Perspektiven
Als Product-Owner kann man mit einem Durchschnittsgehalt von ca. 4.600 Euro rechnen. Die Vergütung ist abhängig von der Branche, vom Standort, von der Größe des Unternehmens und auch von der Expertise des Mitarbeiters. Insgesamt sind die Verdienstmöglichkeiten jedoch gut. Da immer mehr Unternehmen auf eine agile Produktionsweise umsteigen und die Orientierung an den Stakeholdern aufgrund des zunehmenden Konkurrenzdrucks immer wichtiger für den Unternehmenserfolg wird, bestehen in Zukunft gute Chancen in diesem Bereich.
Die Arbeit eignet sich für Personen, die gern aktiv am Erfolg eines Unternehmens mitwirken, eine verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchten und sich für abwechslungsreiche Arbeit im Projekt interessieren.