Bewerbungen von Freelancern, auch als Freiberufler bezeichnet, unterscheiden sich von klassischen Bewerbungen mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Auch der Ablauf der Bewerbung ist in der Regel anders als bei Angestellten. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie sich als Freiberufler optimal positionieren und Ihre Bewerbung entsprechend den Anforderungen der Auftraggeber gestalten.
Wie bewerben sich Freelancer?
Freiberufler gehen bei der Bewerbung anders vor als Arbeitnehmer, die eine Anstellung in einem Unternehmen anstreben. Sie nutzen in der Regel nicht den formellen Weg mit klassischen Bewerbungsunterlagen. Eine Zusammenarbeit bzw. eine Auftragsvergabe kann ohne lange Verfahren durch eine Absprache per E-Mail oder ein Telefonat zustande kommen. Die Anfragen sind dabei oft kürzer und weniger förmlich als in Anschreiben bei klassischen Bewerbungen.
Der Kontakt zwischen Auftraggebern und Freelancern findet auf verschiedenen Wegen statt. Dazu gehören unter anderem
· Initiativbewerbungen,
· Ausschreibungen auf Onlinemarktplätzen wie Fiverr,
· Kontaktaufnahme über Jobportale wie Xing,
· Vermittlungsagenturen oder
· klassische Ausschreibungen von Unternehmen in Jobportalen.
Freiberufler arbeiten meist für begrenzte Zeit, zum Beispiel projekt- bzw. kontingentbasiert, für verschiedene Auftraggeber und sind daher häufig mit der Akquise neuer Kunden beschäftigt. Für diese Aufträge schreiben sie keinen Lebenslauf und legen auch keine Zeugnisse vor, sondern nutzen verschiedene Kanäle, um Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten für Interessenten zu präsentieren.
Akquise- und Marketinginstrumente für Freelancer
Da Freelancer sich in Bezug auf Branche, Angebot, übliche Dauer der Zusammenarbeit und Art der Kunden stark unterscheiden, können die individuellen Modelle unterschiedlich aussehen. So wird ein Programmierer, der oft mehrmonatige Projekte übernimmt, eine andere Strategie für die Bewerbung entwickeln als ein Coach und Seminarleiter, dessen Kunden vor allem Privatkunden sind, die einzelne Trainingseinheiten buchen.
Die eigene Webseite
Zentral für die Selbstdarstellung eines Freelancers ist seine Webpräsenz und hier insbesondere seine eigene Webseite. Diese kann viel über einen potenziellen Auftragnehmer aussagen und eine klassische Bewerbung ersetzen.
· Eine Webseite kann ähnliche Informationen enthalten wie ein Lebenslauf. So machen einige Freiberufler Angaben zur Person, zur Ausbildung und zum beruflichen Werdegang.
· Sie bietet Raum zur Darstellung von Fähigkeiten und Erfahrungen.
· Sie kann Arbeitsproben sowie Referenzen von Kunden bereitstellen.
· Darüber hinaus kann eine professionell gestaltete Webseite Seriosität vermitteln. Oft (wenn auch nicht immer) lässt ein professionelles Äußeres auch auf eine professionelle Arbeitsweise schließen.
· Im Design-Bereich können die Qualität und Gestaltung der Webseite zudem auf die Fähigkeiten des Freelancers in seinem Fachgebiet hinweisen, beispielsweise wenn er selbst Webseiten für Kunden erstellt.
· Auch der Aufbau und die Übersichtlichkeit einer Seite können einen Eindruck von der Person vermitteln.
Insgesamt hat der Freiberufler es selbst in der Hand, welche Informationen er bereitstellt und wie er sich und seine Arbeit präsentiert.
Präsenz in Jobportalen und Social Media
Jobportale und soziale Netzwerke sind für Freelancer ebenfalls wichtig, da sich potenzielle Auftraggeber in der Regel an verschiedenen Stellen über Bewerber informieren oder auch gezielt nach passenden Auftragnehmern suchen. Aussagekräftige Profile zum Beispiel bei Xing und LinkedIn sind ratsam. Je nach Art der Tätigkeit sind auch Social-Media-Profile ein geeignetes Medium, um die eigenen Kompetenzen zu zeigen. So nutzen beispielsweise viele Coaches und Seminarleiter die Möglichkeit, Kostproben ihrer Arbeit auf YouTube, Instagram oder TikTok zu geben.
Agenten und Netzwerke
Eine Möglichkeit für Freelancer, mit geringem eigenen Zeitaufwand nach passenden Jobs zu suchen, sind Agenten, die sie betreuen und an passende Auftraggeber vermitteln. Agenturen haben oft Zugang zu einer Vielzahl an Projekten. Durch die Zusammenarbeit mit Agenturen erhalten Freiberufler oft Zugang zu einem stetigen Strom von Projekten, ohne sich selbst intensiv um die Akquise kümmern zu müssen, was Zeit und Ressourcen spart. Allerdings bedeutet dies auch, dass die Vergütung geringer ausfällt als bei einer direkten Zusammenarbeit mit Auftraggebern.
Darüber hinaus sind persönliche Netzwerke hilfreich, die im Laufe des beruflichen Schaffens aufgebaut werden. Freiberuflich Tätige finden ihre Aufträge zum Teil über Weiterempfehlungen von zufriedenen Kunden oder über Bekannte, die Kontakte zu Auftraggebern haben.
Als Freelancer auffallen
Im Freelance-Bereich haben Personen mehr Freiheiten, wie sie sich präsentieren und sich bei Auftraggebern bewerben, als es bei Angestellten der Fall ist, von denen bestimmte Verhaltensweisen erwartet werden. Sie haben demnach auch die Möglichkeit, verschiedene Strategien auszuprobieren. Insbesondere in kreativen und künstlerischen Bereichen kann ein außergewöhnliches Portfolio Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Zum Beispiel kann ein Game-Designer kreative Bewerbungsmaterialien oder Videos erstellen, um Aufträge in der Spieleentwicklung zu erhalten.
Zudem ist es möglich, über Produkte Aufmerksamkeit zu erregen. So lassen sich verschiedene Bewerbungsstrategien kombinieren, indem man beispielsweise eine App für eine bestimmte Zielgruppe erstellt und die Werbung für diese App über Social Media mit der Auftragsakquise verbindet. Diese Kombination ist häufig zu beobachten, da digitale Produkte eine große Aufmerksamkeit auf sich lenken können. Daher ist es für viele Freiberufler unerlässlich, Marketingkenntnisse zu haben oder die Hilfe entsprechender Experten in Anspruch zu nehmen.
Tipp: Auf Soft Skills achten Auftraggeber bei Freelancern weniger als bei Festangestellten. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die fachliche Expertise im Vordergrund steht und dass nur für eine begrenzte Zeit zusammengearbeitet wird. Entsprechend sollten bei der Selbstpräsentation die Erfahrungen und Fachkenntnisse im Vordergrund stehen.
Trotzdem klassische Bewerbung schreiben
Bewerberportale
In einigen Fällen kann es sein, dass Freelancer dennoch an einem klassischen Bewerbungsverfahren teilnehmen, beispielsweise wenn Unternehmen oder Agenturen ausschließlich Bewerbungen über ihr eigenes Bewerberportal zulassen. Zu diesem Zweck kann es sinnvoll sein, einen Lebenslauf zu erstellen und das Anschreiben den üblichen Gepflogenheiten anzunähern. Das heißt, dass man sich ähnlich wie bei einer angestrebten Anstellung präsentiert.
Einige Arbeitgeber lassen es jedoch auch zu, statt der klassischen Unterlagen eigene Dokumente wie ein individuell gestaltetes Kurzprofil hochzuladen, das eine prägnante Zusammenfassung der wichtigsten Informationen über den Bewerber enthält. Dieses dient dazu, dem Arbeitgeber einen schnellen Überblick über die relevanten Qualifikationen, Erfahrungen und Fähigkeiten des Bewerbers zu geben. Hier können auch abgeschlossene Projekte und weitere berufliche Ziele aufgeführt werden. Zeugnisse sind selten ein Bestandteil der Bewerbungsunterlagen, da Freelancer in der Regel als Selbstständige keine Zeugnisse von ihren Auftraggebern erhalten.
Arbeitsproben
Einige Auftraggeber verlangen Arbeitsproben, bevor sie Aufträge vergeben. Es kann daher sinnvoll sein, einige Proben auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen. Im Webdesign kann auch die eigene Webseite als Aushängeschild dienen. Vorsicht ist geboten, wenn Auftraggeber von potenziellen Auftragnehmern verlangen, unvergütet Probeaufträge zu erstellen. Dies wird zum Teil damit begründet, dass man sich erst ein Bild vom Auftragnehmer machen möchte, um sicher zu sein, ob der Bewerber die Anforderungen erfüllt. Ein solches Vorgehen ist jedoch unseriös. Kostenloses Probearbeiten sollte daher nicht Teil eines Bewerbungsprozesses sein.
Fazit
Grundsätzlich unterscheidet sich der Bewerbungsprozess im Freelancing-Bereich von klassischen Bewerbungen. Freelancer sind in der Gestaltung freier und haben weniger Konventionen zu befolgen. Da sie im Laufe der Zeit mit vielen verschiedenen Auftraggebern zusammenarbeiten, sollten sie sich dauerhaft sichtbar präsentieren, indem sie eine eigene Webseite erstellen, gängige Jobportale und Social Media nutzen. Freelancer können auch klassische Bewerbungen mit Anschreiben und Lebenslauf an Arbeitgeber verschicken, wenn sie sich für bestimmte Projekte interessieren, sollten aber darauf achten, dass Auftraggeber keine unvergüteten Probearbeiten fordern.
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